Bulletin 01 | Oktober 2024
GESCHICHTEN
Max Heinzer – Nahaufnahmen einer einzigartigen Karriere
Seit seinem Rücktritt an der EM 2024 in Basel hat sich bei Swiss Fencing einiges verändert – und so auch für Max Heinzer selbst. Es ist an der Zeit, unseren neuen Präsidenten etwas genauer kennen zu lernen. Dafür öffnen in dieser Interviewreihe seine engste Weggefährten ihre Erinnerungskisten: Trainer, Athleten, Freunde, Kampfrichter, Fans, Physiotherapeuten, Journalisten, Sponsoren und Familie teilen ihre ganz persönlichen Einblicke mit uns. Ihre Geschichten zeichnen ein facettenreiches Bild eines Menschen, der den Schweizer Fechtsport nachhaltig prägte – und weiter prägen wird. Und sie offenbaren wertvolle Tipps und Tricks, die den Fechtnachwuchs auf seinem Weg zur Spitze inspirieren können. Ein herzliches Dankeschön an alle, die zu diesem lesenswerten Artikel beigetragen haben!
P.S. Die einzelnen Geschichten werden in ihrer Originalsprache veröffentlicht!
Monica Schneider
Journalistin Tamedia AG
Monica, du hast Max während seiner gesamten Fechtkarriere als Journalistin begleitet. Wie würdest du dein Verhältnis zu ihm beschreiben?
Monica: Max und ich hatten nicht ein gewöhnliches Athleten-Journalisten-Verhältnis – wir sprachen oft über Dinge, die nicht direkt mit seiner Form, seinen Erwartungen und seinen Leistungen zu tun hatten. Weil Max wusste, dass nicht jede Äusserung gleich den Weg in die Zeitung findet, hat er auch einmal ein wenig ausgeholt. Wie kürzlich, als er mir vom Plan erzählte, für das Präsidentenamt zu kandidieren.
Wie ist es zu diesem wertvollen Kontakt gekommen? Kannst du aus dem Nähkästchen plaudern?
Wie ich ihn kennengelernt habe, weiss ich ehrlich gesagt gar nicht mehr genau – ich habe die Fechterinnen und Fechter schon vor 25 Jahren ein ganz klein bisschen begleitet, und irgendwann ist er wohl ins Team gerückt. Oder viel wahrscheinlicher: Er selber hat den Kontakt gesucht. Denn zu Recht fand er, dass viel zu wenig über das Fechten geschrieben wird.
«Wir Journalisten konnten seine grossartige Karriere kaum je richtig würdigen. Für mich war es auch nicht immer ganz einfach, meinen Kolleginnen und Kollegen klarzumachen, was es bedeutet, von 250 Angetretenen das Weltcupturnier zu gewinnen. Ich versuchte es mit Ski-Vergleich, 60 starten, 30 haben Chancen auf Punkte und 2 auf den Sieg. Das war im Fechten anders. Aber wer sollte das begreifen, der nie an einem Turnier dabei war?»
Kannst du Max als Mensch und als Spitzensportler aus deiner Sicht beschreiben?
Max war ein Athlet, wie ich ihn in 30 Jahren Sportjournalismus wohl kaum sonst erlebte. Akribisch bis ins letzte Detail und in jedem Bereich. Ehrgeizig und ambitioniert, wie es solche sein sollten, die Champions werden wollen. Impulsiv auf der Planche, ruhig und besonnen daneben. Einzigartig, wenn er zum Sprungangriff ansetzte.
Kannst du aus der Sicht als Journalistin kurz beschreiben, was diese grossartige Karriere dir persönlich abverlangt hat?
Die schwierigen Momente für mich waren immer, wenn mir Max in meiner Fecht-Ahnungslosigkeit die Finessen erklären musste, und welches die Schlüsselmomente im Gefecht gewesen waren. Und auch dann immer, wenn er sehr höflich sagte: «Das han der glaub verzellt». Damit meinte er natürlich, dass er mir das schon einmal gesagt hat, ich es aber wieder vergessen habe.
Unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Was wünschst du ihm für die Zukunft?
Ich glaube, Max hat uns mit seiner unendlichen Professionalität, die mich auch ein wenig neidisch machte, beeindruckt. Er hat damit so viele Erfolge gefeiert, die ihn immer weitergetragen haben. Aber so, wie ihn jüngst das Vatersein als Athlet veränderte, so sollte ihn seine neue Aufgabe als Präsident verändern: Jetzt geht es nicht mehr ums eigene Wohl, sondern um das der Schweizer Fechtgemeinschaft. Und um jene, die ihn als Vorbild hatten. Ich wünsche Max viel Lust und neue Ideen, Geduld und Fingerspitzengefühl bei der Umsetzung. Es war schön und lehrreich, über ihn berichten zu dürfen.
Monica: Welche Ratschläge würdest du jungen Athletinnen und Athleten im Kampf um mehr Medienpräsenz geben?
Wie man es als junge Fechterin oder junger Fechter in die Medien schafft, hat Max vorgemacht: Vor allem mit guten Leistungen. Mit seinen Weltcupsiegen hatte er ein Superargument, aber: Max schaffte es wohl ebenso oft mit ganz speziellen Geschichten in die sozialen und andere Medien. Indem er sich als Mensch neben der Planche verkaufte, als leidenschaftlicher Fischer, aber auch als Trainierender mit ausgeklügelten Parcours und Einrichtungen.
«Er hat die Vorwärtsstrategie gewählt, sich mit Eigeninitiative ins Gespräch gebracht und nicht gewartet, bis jemand bei ihm angeklopft hat.»
Dieses Talent haben nicht alle, aber die meisten haben ihre eigenen Accounts, wo sich so etwas einmal ausprobieren lässt.
Thomas Smolinski
Trainer und persönlicher Coach
Thomas, du warst lange sein Trainer in Küssnacht und später sein persönlicher Coach. Wie würdest du deine Beziehung zu ihm beschreiben?
Thomas: Der Spass an der Sache, verbunden mit dem gemeinsamen Erforschen, Entwickeln und Entdecken individueller kreativer Lösungen, stand für mich in der Beziehung zum Fechter Max immer an erster Stelle.
Erinnerst du dich an deine erste Begegnung mit Max?
Max war gut fünf Jahre alt. Im Training hat er von der ersten Sekunde an voll Elan, mit unerschöpflicher Energie und grosser Begeisterung mitgemacht.
Hast du sein Talent schon früh erkannt?
Da gab’s nichts zu erkennen. Jeder erkennt Max’ Talent fürs Fechten. Es ist offensichtlich.
Und kannst du aus dem Nähkästchen plaudern?
An dieser Stelle reicht der Platz nicht aus, um aus dem Kästchen, das mittlerweile aus allen Nähten platzt, zu plaudern.
Ein Spitzensportler wie Max braucht eine zuverlässige und ehrliche Entourage. Kannst du aus deiner Sicht kurz beschreiben, wie du das Training mit ihm damals erlebt hast?
«Max war immer – ich betone: immer! – da und unermüdlich bereit, dazuzulernen, besser zu werden und voranzukommen.»
Und kannst du dich an eine Situation erinnern, die für ihn oder für dich schwierig war?
Aus meiner Sicht, nein. Für mich war Max immer pflegeleicht.
Kannst du Max aus deiner Sicht als Mensch und als Spitzensportler beschreiben?
Max als Mensch: ein anständiger Zeitgenosse und liebevoller Familienmensch.
Max als Spitzensportler: interessiert sich detailliert für alles auf und neben der Planche, beobachtet akribisch und ständig, lernt schnell mit steiler Kurve nach oben, analysiert blitzartig und präzise, denkt innovativ und kreativ, arbeitet systematisch und zielgerichtet, handelt konsequent und kompromisslos, will immer gewinnen.
Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass Max zurücktreten will?
Irgendwann ist jede noch so herausragende Sportkarriere auf Weltklasseniveau zu Ende, auch die von Max.
Thomas – unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Was wünschst du ihm für die Zukunft?
Ich wünsche ihm auch als Funktionär den überdurchschnittlichen Erfolg, den er als Spitzenfechter hatte.
Was kannst du als erfahrener Trainer dem Fechtnachwuchs für seine Karriere raten?
Macht’s Dir keinen Spass, lässt Du’s gescheiter bleiben.
Paolo Pizzo
Kumpel auf der Tour
Paolo, you are the Italian double world champion and Max describes you as a good buddy on the tour. How would you describe your relationship with him?
Paolo: First of all, I am proud of Max description about me and about my behaviour on the tour. I’ve always respected him as he was the only one (with Yannick Borel) that refused to be „submitted“ by my unconventional and aggressive style. He perfectioned his own way to fight, and playing against Max was always funny and a big challenge for everyone. Let me say that Max, more than everyone, tried to evolve our sport in one big show with his iconic style on the field. His commitment and heart are the vehicle that I need to admire someone.
Can you remember the first time you met Max? Can you tell us about it?
Yes I do, I’m pretty sure that I met him along one competition of the under20 epee circuit (2001?). That specific tournament was in Switzerland and I was a rising star of my italian national team.
So there, I was probably high seeded in that tournament and I met him right in the first round. I clearly remember that I’ve lost against him, surprised by his dynamic movement and personality.
A top athlete like Max needs a reliable and honest entourage, you know that better than anyone. Can you briefly describe how you perceived his sporting career from your point of view? And can you remember a situation that was difficult for him and for you?
From my point of view he gained fewer „heavy“ medals than he probably deserved/wished. I mean, he did an impressive career but never got and individual medal in the Olympics. This is weird, as I consider him one of the strongest opponent that I’ve ever faced.
I clearly remember that Max and me had a casual brief meeting under the tribune of London 2012 Olympics. We were just eliminated, and we were both kind of desperate. We look at each other eyes , perfectly knowing that nobody in the world could understand how deep was our pain. We did not say a single word and we just come back to our place. That moment of understanding between two suffering champions was iconic in my mind.
Can you describe Max as a person and as a top athlete from your point of view?
Max as a person? I probably haven’t frequented him that enough to get this. He seems to me an organized guy, a good father and a great fighter that lives 100% his sport career and his extra-fencing life.
“As a top athlete I just considered him inside my short “best to avoid” athletes list. And trust me, this list is veery short as I never feel unsecure on my business ;)”
What were some special, memorable moments that you were able to experience with Max during his career?
Unluckily, I was a silent player. Because I’ve always avoided to talk with my opponents during my career, in order to give not any kind of references to anyone and just be concentrated.
But trust me, I’ve often observed Max while playing, from the tribune, from the field, from internet… because I was always ready to learn some new tricks or ready to be surprised by some on of his famous comebacks.
What was your reaction when you found out that Max wanted to retire?
Wow this was impressive you know, since when I became strong and secure of my place in the national team of Italy, Max was part of all of this. He literally was part of the game. I was already out when he announced, but the news of his retirement sounded weird the same to me.
“Probably without him the tournaments are more boring.”
Paolo – under the aspect of “change”: Max is now President of Swiss Fencing and a new phase of his life is beginning. What do you wish him for the future? And what differences can you see between the Italian Fencing Federation and Swiss Fencing?
I am member of the executive board of my NOC since 2021, and now I am officially candidated in the executive board of the Italian fencing federation. I am sure that Max will be perfectly ready to handle this brand new role and future.
If I will be elected in my federation, I am sure that we will keep in touch for better improve fencing… I mean globally. Now it is time for innovation. It is time for cheap equipment. It is time for growing in numbers. Italian federation may be bigger than the Swiss one. But I am pretty sure that we share the same issues and priorities. It is time for renewal of our fencing environment.
I am sure that Max knows.
Janique Heinzer
Ehefrau und Mutter der drei gemeinsamen Kinder
Janique, du bist seit vielen Jahren mit Max zusammen und ihr habt drei wunderbare Kinder. Ich kann mir vorstellen, dass es viel Organisation und Energie gekostet hat, deinen Alltag, Max’ Karriere als Spitzensportler und euren Alltag mit den Kindern unter einen Hut zu bringen. Wie hast du bzw. wie habt ihr das geschafft?
Janique: Wir sind in die Situation hineingewachsen. Ich hatte aber auch viel Unterstützung durch meine Familie und meine Freunde, vor allem wenn Max auf Turnier war.
Ein Spitzensportler wie Max braucht eine zuverlässige und ehrliche Entourage. Kannst du beschreiben, was dir diese grossartige Karriere persönlich abverlangt hat? Und kannst du dich an eine Situation erinnern, die für ihn und für dich schwierig war?
Ich denke, ich musste mich selbst und meine Bedürfnisse sehr zurücknehmen. Ich richtete fast alles nach seiner Karriere und den Wettkämpfen. Es gab einige Situationen die schwierig waren. Eines das mir spontan einfällt, war das Wochenbett. Als Sportler kann man nicht einfach zwei Wochen Vaterschaftsurlaub nehmen. Ich glaube nur bei Mael hatte er nach der Geburt zwei Tage frei, weil gerade Weihnachten war. Als frischgebackene Mama war dies schon etwas gewöhnungsbedürftig. Der Abschied von den Kindern vor Turnierreisen war auch für Max nicht einfach.
Kannst du Max als Mensch, Papi und als Spitzensportler aus deiner Sicht beschreiben?
Als Papi ist er sehr führsorglich, ihm ist das Wohl unserer Kinder sehr wichtig. Max ist ein ehrgeiziger Mensch, er möchte unbedingt seine Ziele erreichen und hat hohe Ansprüche an sein Umfeld. Auch bei seinen Hobbys Pilzen, Fischen oder Kochen möchte er immer brillieren und investiert dafür viel Zeit und Geduld.
Was waren besondere, unvergessliche Momente, die du und die Kinder während seiner Karriere mit Max erleben durften?
«In Leipzig, da war ich mit Mael schwanger, er hat dort eine unglaubliche Aufholjagt hingelegt. Das bleibt mir bis heute in Erinnerung, weil es eigentlich unmöglich war, so viele Treffer in 3 Minuten zu machen. Aber er hat es geschafft, ich glaube es waren 26 Treffer.»
Auch sehr emotional war natürlich sein letztes Gefecht in Basel. Da haben die Kinder so mitgefiebert.
Wie habt ihr reagiert, als ihr erfahren habt, dass Max zurücktreten will?
Wir haben dies natürlich zusammen besprochen, daher kam es nicht als Überraschung. Ich bin schon etwas froh mit dieser Entscheidung, da sich unser Alltag normalisiert. Max wird nicht mehr so lange Aufenthalte im Ausland haben und wir haben mehr Familienzeit.
«Das Mitfiebern auf dem Livestream werden wir aber schon vermissen und Mahina fragt heute noch, wann er denn wieder ins Training gehe.»
Janique – unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Was wünscht ihr ihm und euch als Familie für die Zukunft? Und was wünscht ihr euch von Swiss Fencing?
Ich wünsche mir, dass Max zusammen mit dem neuen Team den Verband so aufbauen kann, wie er sich das vorstellt. Es wäre schön, wenn mehr Kinder und Erwachsene in der Schweiz von diesem tollen Sport angesteckt werden und ihn mit Leidenschaft ausüben. Als Familie werden wir in Zukunft sicher auch sportlich unterwegs sein, aber mehr beim Wandern, auf dem See oder auf dem Bike.
Gino Fischer
Bester Freund
Gino, Max nennt dich seinen besten Freund und treuen Begleiter zu den heimischen Fechtturnieren. Wie würdest du deine Beziehung zu ihm beschreiben?
Gino: Wir kennen uns nun seit über 20 Jahren. In dieser Zeit haben wir uns eine sehr vertraute Freundschaft aufgebaut. Wir können zusammen über alles sprechen, auch über sehr persönliche Angelegenheiten. Obwohl wir seit 2007 nicht mehr im gleichen Kanton wohnhaft sind und er durch den Fechtsport viel unterwegs war, wurde die Freundschaft über die Jahre hin noch enger und vertrauter.
Erinnerst du dich an deine erste Begegnung mit Max? Kannst du aus dem Nähkästchen plaudern?
Kurz bevor wir im Gymnasium in dieselbe Klasse kamen, habe ich Max einmal vor dem «Bijou» (Dorfladen in Immensee) mit einem gemeinsamen Bekannten getroffen und kurz zusammen geplaudert. Das ist die erste Erinnerung an Max. Danach haben wir zusammen für vier Jahre das Gymnasium in Immensee besucht und er schaffte es sogar, dass ich für rund 18 Monate ebenfalls ins Fechten ging. Mein Talent hielt sich jedoch in Grenzen. Aber die Liebe für diesen Sport ist geblieben.
Kannst du aus deiner Sicht kurz beschreiben, wie du seine sportliche Karriere wahrgenommen hast und in welcher Form du Max bei all den Turnieren unterstützt hast? Und kannst du dich an eine Situation erinnern, die für ihn und für dich schwierig war?
Er hat eine grossartige Karriere hingelegt. Mit den Weltcup-Siegen, den Medaillen an EM und WM und als ehemalige Welt-Nummer 1 hat er sehr vieles erreicht. Sein sportlicher Ehrgeiz, sein steter Fokus auf den Fechtsport und die technische Fähigkeiten haben ihn so weit gebracht.
«Was mich auch beeindruckt hat ist, dass er es geschafft hat vom Fechtsport zu leben. Dies ist zumindest in der Schweiz zuvor fast undenkbar gewesen.»
Die schwierigsten Situationen waren, so denke ich, sicherlich, dass der an den olympischen Spielen weder im Einzel noch im Team die gesteckten Ziele erreichen konnte. Kleiner Wehrmutstropfen war sicherlich, dass er als Fahnenträger in Tokio einlaufen durfte. Das war auch für mich vor dem Fernseher ein Gänsehaut-Moment.
Meine Unterstützung zeigte ich, indem ich versuchte, so viele Turniere wie möglich zu besuchen und ihn in der Halle von den Zuschauerrängen aus anzufeuern.
Kannst du Max als Mensch und als Spitzensportler aus deiner Sicht beschreiben?
Max als Mensch und als Spitzensportler muss man klar differenzieren können. Als Spitzensportler natürlich sehr ehrgeizig, furchtlos und die grosse sportliche Bühne liebend. Privat hingegen ist er zurückhaltend, in manchen Situationen sogar eher scheu. Da liebt er die Ruhe, was sich auch in seinen Hobbys (Fischen, Pilze sammeln) wiederspiegelt. Neben dieser ruhigen Art hat er auch einen feinen Sinn für Humor und ist sehr verlässlich.
Was waren besondere, unvergessliche Momente, die du mit Max während seiner Karriere erlebt hast?
Der Weltcup-Hattrick in Bern ist definitiv ein grosses Highlight, dass ich live miterleben durfte. Dann natürlich auch die Heim-EM in Montreux 2015, als es zur Silbermedaille reichte und seine Freunde ordentlich Stimmung machten in der Halle. Die olympischen Spiele in London waren trotz des sportlichen Misserfolges auch ein grosses Erlebnis.
«Und zum Schluss sein letztes Gefecht als Profi, als er an der EM in Basel im Team nochmals eine Aufholjagd lancierte. Da war alles dabei, was ein Fechterherz höher schlagen lässt, auch wenn es am Ende knapp nicht gereicht hat fürs Weiterkommen.»
Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass Max zurücktreten will?
Die Überraschung hielt sich in Grenzen. Ich wusste bereits bevor es offiziell kommuniziert wurde, dass nach der knapp verpassten Olympia-Qualifikation seine Karriere mit der Heim-EM in Basel ein Ende findet. Sein Lebensmittelpunkt hat sich mit den Kindern und der Heirat von Janique über die letzten Jahre immer mehr verschoben und da war der Rücktritt die logische Folge.
Gino – unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Was wünschst du ihm für die Zukunft? Und was wünschst du dir von Swiss Fencing bzw. für die Schweizer Fechtszene?
Ich bin nicht der grosse Kenner oder Insider in der Fechtszene und dessen Verband, da ich den Fechtsport doch sehr «Max-zentriert» verfolgt habe. Aber ich wünsche Max, dass er seine Visionen für Swiss Fencing umsetzten und seine gesteckten Ziele erreichen kann. Dass er frischen Wind mitbringt und unter seiner Leitung die Schweizer Fechterinnen und Fechter weiterhin in der Weltspitze mitmischen werden.
Giovanni Muzio
Erfolgstrainer
Gianni, Max te décrit comme l’entraîneur le plus important de sa carrière. Comment décrirais-tu ta relation avec lui ?
Gianni : Lorsque j’ai commencé à travailler avec Swiss Fencing, je ne connaissais que superficiellement quelques athlètes suisses et Max n’en faisait pas partie, mais en travaillant avec lui, j’ai tout de suite compris qu’il méritait toute mon attention : sa technique de base était purement celle d’un fleurettiste mais il a fait preuve d’un engagement et de compétences athlétiques hors du commun.
Enfant, moi aussi, j’avais commencé par le fleuret puis je suis passé à l’épée et j’en ai profité. En leçon, nous nous sommes donc immédiatement retrouvés à parler la même langue.
Quel était le secret de votre collaboration très réussie ? Peux-tu nous raconter des anecdotes ?
Un jour, je travaillais avec lui et deux athlètes forts, faisant également partie de l’équipe nationale, assistaient à la leçon.
« Lors d’une pause dans la leçon, ils m’ont demandé pourquoi je lui faisais faire des choses différentes que d’habitude. Et je répondis : Parce qu’il est différent ! »
Un sportif de haut niveau comme Max a besoin d’un entourage fiable et honnête. Peux-tu décrire brièvement, de ton point de vue, comment tu percevais les entraînements et les tournois avec lui à l’époque ? Et peux-tu te souvenir d’une situation qui a été difficile pour lui et pour toi ?
La leçon avec lui a toujours été très exigeante. Je n’étais plus jeune et, de temps en temps, j’avais besoin d’une pause. Il n’arrivait pas à l’accepter et ne voulait jamais s’arrêter.
Bien sûr, comme nous avons toujours eu un tempérament très combatif, nous n’étions pas toujours d’accord sur certaines solutions et la discussion s’est enflammée. Mais c’était positif pour moi : dans un sport de combat, il est important de croire en soi ! Les résultats nous ont donné raison et nous ont aidés à surmonter les moments difficiles.
Peux-tu décrire Max de ton point de vue en tant qu’homme et en tant que sportif de haut niveau ?
Dans la course, sa concentration était maniaque : il a vu et revu plusieurs fois les vidéos de ses prochains adversaires, même s’ils étaient clairement inférieurs à lui. Je me suis donc retrouvé à essayer avec lui des solutions techniques qu’il connaissait par cœur, et je lui ai volontiers gâté, pour lui donner la sécurité et la tranquillité nécessaires.
Quels ont été les moments particuliers et marquants que tu as pu vivre avec Max au cours de sa carrière ?
Les meilleurs moments de notre aventure ont certainement été ses victoires en Coupe du Monde (notamment les trois victoires au Grand Prix de Berne), mais aussi les trois Championnats d’Europe par équipe et, surtout, la victoire par équipe de la Coupe du Monde de Vancouver, où, dernier sur la plateforme avec 8 coups de retard, a infligé un partiel de 11/0 à l’adversaire, entraînant l’équipe suisse vers la victoire !
Quelle a été ta réaction lorsque tu as appris que Max souhaitait se retirer ?
Quand j’ai appris qu’il avait l’intention d’arrêter la compétition, j’ai inévitablement eu un moment de tristesse. Mais je me suis rendu compte qu’il n’y avait pas d’alternative : il interprétait toujours l’escrime d’une manière très athlétique, à la limite de l’acrobatie. Et cela nécessite une forme physique extraordinaire que le passage des années et certains problèmes de santé avaient grandement ralentie.
Gianni – sous l’aspect « changement » : Max est désormais président de Swiss Fencing et une nouvelle phase de sa vie commence. Que lui souhaites-tu pour l’avenir ? Que peux-tu conseiller aux jeunes escrimeurs/euses pour leur carrière ? Et que souhaites-tu pour Swiss Fencing ?
« Le moment est venu de descendre de l’estrade et de se consacrer entièrement à la réorganisation de l’escrime suisse. »
Et, le connaissant, je suis convaincu qu’il saura le faire avec la même combativité et la même débrouillardise dont il a fait preuve en tant qu’athlète et en tant que champion ! Je vais maintenant suivre son chemin de loin et je serai toujours disponible pour ce que les maux de la vieillesse me permettront. En attendant, je dis aux jeunes escrimeurs suisses de lui faire confiance et de suivre son exemple.
Monique & Markus Heinzer
Eltern
Monique, du warst mit drei fechtenden Kindern ziemlich beschäftigt. Wie hast du das damals geschafft?
Monique: Mit drei fechtenden Kindern war ich wirklich sehr gefordert, vor allem die vielen Trainingseinheiten an verschiedenen Orten zu organisieren. Küssnacht, Basel, Bern und Zürich mussten mit dem Auto angefahren werden, dort hiess es für mich warten, warten und eventuell zuschauen, jeden Abend an einem anderen Ort. Unsere Waschmaschine war im Dauereinsatz, Fechten war viele Jahre Tischgespräch Nummer 1.
Da alle Kinder das Gymi Immensee besuchten, alle Dauerdispens für Turnen und Studium hatten, war es etwas einfacher und alle hatten Ziele. Martina (Degen) und Michael (Doppelstart Florett und Degen) begnügten sich mit der Kadetten-WM… Max wollte mehr und liess sich nicht von seinen Träumen abhalten. Dafür musste er auch auf Vieles verzichten, auch unsere freien Wochenenden musste man suchen!
Ich bin sehr stolz darauf, dass Max das normale Gymnasium (damals gab es noch kein Sportgymi) und das Studium in Basel ohne Lücken geschafft hat. Praktisch zu allen WM- und EM-Wettkämpfen, Universiaden und Olympischen Spielen war ich vor Ort, im Hintergrund, und durfte mitfiebern, seine Medaillen feiern und neue Freunde kennen lernen.
«Max macht NIE halbe Sachen!!!»
Markus, du warst lange Zeit Materialwart für den Heinzer-Nachwuchs. Kannst du ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern?
Markus: Die Aufgabe als Materialwart übernahm ich unter dem Motto «Learning bei Doing». Zu Beginn hatte ich keine Ahnung vom Fechten. Spätestens nach absolviertem Jugekurs wurde Einiges klar: Zündlauf, Gesamtlauf, Gewichtkontrolle etc. Im Laufe der Jahre habe ich Dutzende Kabel repariert, Litzen und gebrochene Klingen ausgetauscht und Glocken ausgebeult. Max hingegen beharrte auf die eigenhändige Feineinstellung der Spitzen.
Ein Spitzensportler wie Max braucht eine zuverlässige und ehrliche Entourage. Könnt ihr beschreiben, was diese grossartige Karriere euch als Eltern abverlangt hat? Und könnt ihr euch an eine Situation erinnern, die für ihn und euch schwierig war?
Die Karriere von Max verlangte zu Beginn Vertrauen unsererseits: das Wagnis, dass er nach abgeschlossenem Sport-Studium als erster und einziger Schweizer Fechter Profi werden wollte, war für uns schockierend.
«Dank seiner Leistung, diversen langjährigen Sponsoren, besonders InterCheese AG, Fritz Gerber Stiftung, Armee Suisse, Jaguar, Red Bull, Raiffeisenbank Rigi, etc. und seiner enormen, ideenreichen medialen Präsenz verlief das Abenteuer erfolgreich.»
Sicher haben wir Eltern, wo wir konnten, unser Bestes dazu beigetragen.
Wie würdet ihr Max aus eurer Sicht als Mensch und als Spitzensportler beschreiben?
Als Mensch ist Max einerseits der gewissenhafte Perfektionist und bedingungslose Kämpfer im Sport, andererseits der liebenswerte Familienvater und dankbare Sohn.
Was waren besondere, unvergessliche Momente, die ihr mit Max während seiner Karriere erlebt habt?
Monique: Februar 2013: Max Nr. 1 der Welt; Sportpanorama, 15. Juni 2015, wo unsere Familie als Gast dabei sein durfte – Max wurde mit dem Helikopter nach Zürich geflogen, wegen der Dopingkontrolle beim Grand Prix in Bern hätte er es nicht mehr rechtzeitig geschafft; drei Mal als Gladiator beim Super10Kampf, November 2024 das vierte Mal; Fahnenträger auf dem Trotinett an der Universiade in Belgrad 2009, Fahnenträger Olympia Tokio 2021; drei Siege in Folge beim Grand Prix Bern; Sportler des Jahres des Kantons Schwyz 2018.
Nach jedem Weltcupsieg organisierte ich eine Party zu Hause, mit Freunden, Sponsoren und Trainern!
Markus: Besonders einprägsam war der Moment, als Max von Nationaltrainer Rolf Kalich vor die Wahl gestellt wurde, Florett aufzugeben und auf Degen zu wechseln oder nicht bei der Degen-Elite eingesetzt zu werden. Bereits 2006 an der WM in Turin wurde er darauf als Junior erstmals als Ersatzfechter berücksichtigt (und dies alles trotz der einstigen Empfehlung eines Fechtmeisters eines der grössten Schweizer Fechtclubs (Kt. BE), dass Max keinerlei Chancen auf Karriere und Erfolg habe und wir Eltern ihm den Rücktritt vom Spitzensport nahelegen sollten) und blieb darauf bis zum Rücktritt immer in der Nationalmannschaft. Dabei entwickelte er sich zum weltbesten Team-Schlussfechter und stand im Einzel sowohl als Junior als auch in der Elite zuoberst in der Herren-Degen Weltrangliste.
Max, als eher kleiner Fechter, musste Wege finden, die mangelnde Länge zu kompensieren.
Zusammen mit seinem Jugendtrainer in Küssnacht, Thomas Smolinski, der ihn im Hintergrund während seiner ganzen Karriere begleitete, erarbeitete Max in hunderten Lektionen und tausenden Wiederholungen seinen spektakulären Back Flick (sein Markenzeichen), der zusammen mit seinem unkonventionellen, athletischen Fechtstil das Degenfechten geradezu revolutionierte und weltweit Fans und Nachahmer fand. Auch seine aus dem Florettfechten mitgebrachten Aktionen wie etwa die Parade Riposte auf dem letzten Meter trugen zu manchem Erfolg bei.
Wie habt ihr reagiert, als ihr erfahren habt, dass Max zurücktreten will?
Der Rücktritt kam für uns nicht überraschend, denn bereits nach Olympia Tokio stand dieser zur Diskussion. Weil Max aber dem jungen Team noch zur Seite stehen wollte mit dem Ziel Olympia Paris, nahm er die ganzen Strapazen und Verantwortung nochmals für drei Jahre auf sich.
Monique und Markus – unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Was wünscht ihr ihm für die Zukunft? Und was wünscht ihr euch von Swiss Fencing?
Wir wünschen Max für den neuen Lebensabschnitt natürlich Erfolg ohne Animositäten im Fecht-Verband, auch wenn die Amtsübernahme als Präsident unfreundlich erfolgte, was wir als Eltern anlässlich der EM in Basel gegenüber langjährigen Funktionären des Verbandes hautnah erleben mussten: wir wurden von mehreren total ignoriert.
«Von Swiss Fencing unter Max’ Präsidium erwarten wir einen haushälterischen Umgang mit den finanziellen Ressourcen, Transparenz in der Vergabe von Funktionen, Leistung- und nicht Club-orientierte Athletenförderung und eine ausgeglichene Bewertung von Spitzen- und Breitensport.»
Wir sind sicher, dass Max seine Erfahrungen und Fähigkeiten nach bestem Wissen und Gewissen einzubringen versuchen wird. Mit seinen Eigenschaften und seiner Persönlichkeit wird Max Swiss Fencing und seiner Familie bestimmt eine stabile Basis für die Zukunft schaffen.
Simon Heinis
langjähriger Physiotherapeut
Simon, du warst viele Jahre der Physiotherapeut von Max. Wie würdest du dein Verhältnis zu ihm beschreiben?
Simon: Ich habe Max an der Cadet-/Junioren-WM 2004 in Plovdiv Bulgarien als damals 16-jährigen Florett- und Degenfechter kennengelernt.
Danach war ich in den folgenden 17 Jahren an vielen wichtigen Wettkämpfen mit Max und seinen Nationalmannschaftskollegen unterwegs. Meine Beziehung zu ihm war professionell, aber über die Zeit demzufolge auch kollegial/freundschaftlich und ich habe das Gefühl, manchmal auch ein wenig wie ein grosser Bruder.
Vorstellbar, dass man während den Therapiestunden einige Gedanken austauscht. Kannst du aus dem Nähkästchen plaudern?
Immer wieder wurden ganz viele Gedanken zu bevorstehenden oder gemeisterten sportlichen und privaten Herausforderungen ausgetauscht, aber…:
«What happens in the Physioroom, stays in the Physioroom!»
Unsere beiden Lebenssituationen haben sich in diesen Jahren verändert. Gerne stand ich auch mit Rat zur Seite, wie das spannende Leben mit eigenen Kindern ist. Häufig haben wir aber auch das Tableau, die nächsten Gegner und seine Strategie besprochen, ohne dass ich eine Ahnung gehabt habe…
Kannst du aus professioneller Sicht kurz beschreiben, was der Fechtsport von einem Spitzensportler wie Max verlangt?
Alles wird abverlangt, totales Commitment, Verzicht, Risikobereitschaft, Leidensfähigkeit. Aber nicht nur von ihm, sondern auch von seinem ganz persönlichen Umfeld (seinen Eltern, seinen Geschwistern und natürlich von seiner eigenen Familie mit den Kids).
Der Fechtsport hat sich unglaublich verändert in der Zeit, wo ich dabei sein durfte. Die Athletik und die mentale Stärke wurden zunehmend wichtiger. Spannend ist effektiv, wie unterschiedlich die Athleten mit ihren körperlichen Voraussetzungen umgehen. Max hat es immer verstanden, seine Geschwindigkeit und Explosivität, sein schnelles Auge gewinnbringend einzusetzen. Eine fundierte Ausbildung in zwei Waffen, eine konstante Suche nach neuen Herausforderungen und Methoden, eine akribische Vorbereitung körperlich und mental und unzählige Stunden leidensbereit auf der Planche, nochmals und nochmals die gleiche Aktion üben, haben ihn zum Erfolg getragen.
Und kannst du dich an eine Situation erinnern, die für ihn und für dich schwierig war?
Kazan 2014, im Halbfinal Schlussgefecht gegen Yannick Borel… Der Franzose läuft mit voller Geschwindigkeit seitlich ins Knie von Max. Er und ich waren davon überzeugt, dass eine schwerere Knieverletzung das Resultat war. Die Enttäuschung und der physische Schmerz waren kaum zu bändigen. Zum Glück hat sich die Verletzung als nicht so schwerwiegend herausgestellt und er konnte nach ein paar Wochen wieder angreifen.
Tokyo 2021, der Moment in dem klar war, dass auch die dritte Olympiateilnahme nicht mit einer Medaille belohnt wurde. Olympia, nur schon die Qualifikation als «kleine» Fechtnation ist per se schon ein Riesenerfolg, aber eben man will nicht nur dabei sein, sondern um eine Medaille mitspielen.
Kannst du Max aus deiner Sicht als Mensch und als Spitzensportler beschreiben?
Max lebt das Fechten, den Sport, die Ambition der Beste im Fach zu sein. Das war die Voraussetzung für seine Erfolge als Fechter. Er hat eine unglaubliche Akribie – ich kenne keinen Athleten, der sich so facettenreich vorbereitet. Tausend Gedanken, was zielführend sein könnte. Er versuchte jede Facette seiner Gegner zu analysieren und zwang so häufig den Erfolg auf seine Seite.
Ich glaube, so wie Max durch seine eindrückliche Karriere gegangen ist, lässt sich Mensch und Spitzensportler nicht trennen.
Was waren ganze besondere, einprägsame Momente, die du während seiner Karriere zusammen mit Max erleben durftest?
Sicherlich die vielen Medaillen an Europa- und Weltmeisterschaften, mit dem Höhepunkt des Team-Weltmeistertitels in Wuxi/CHN 2018. Aber auf menschlicher Ebene, seine Freude darüber, dass er Papa wird.
Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass Max zurücktreten will?
Die erste Rücktrittsankündigung war im Frust nach der verpassten Chance in Tokyo 2021. Doch dann setzte sich der Athlet und «Besessene» durch und nahm die Herausforderung an, ein neues Team nach Paris zu bringen. Nach seiner schweren Verletzung in der Qualifikation für Paris und seinen zunehmenden «Verpflichtungen» als dreifacher Papi, war für mich eigentlich klar, dass sich nun ein Kreis schliesst und der richtige Zeitpunkt gekommen schien.
Unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt…
Ja… ein wenig Zeit hätte er sich ja schon nehmen können, aber Max versteht es schnell zu agieren und scheut sich nicht vor der Herausforderung.
Simon, was wünschst du ihm für die Zukunft? Und was wünschst du dir von Swiss Fencing?
Immer den letzten Treffer zum Erfolg… auch wenn die Situation scheinbar aussichtslos scheint.
«Als Fechtathlet ist man nicht nur Sportler, man sollte auch Unternehmer sein, das hat Max sehr früh verstanden und ich gehe davon aus, dass er diesen Spirit auch weiterhin für die Weiterentwicklung, Nachwuchsförderung und finanzielle Sicherheit des Verbandes einsetzen kann.»
Ich erhoffe mir von Swiss Fencing ein klares Bekenntnis zum Spitzensport, mit den Athlet*innen im Fokus. Ich bin überzeugt, dass alle von diesen Role Models profitieren und so die Vereine in allen Landesregionen neue, junge und motivierte Fechterinnen und Fechter gewinnen können. Eine gemeinsame Marschrichtung aller Stakeholder, ohne Partikularinteressen.
Ich wünsche mir natürlich mehr Präsenz dieses wunderbaren Sports in den Medien, Social Media und gegebenenfalls auch wieder mal ein Grossanlass in der Schweiz.
François Müller
erster Trainer
François, du warst der erste Trainer von Max. Wie würdest du deine Beziehung zu ihm beschreiben?
François: Stimmt, ich war der erste Trainer von Max. Max war ein Mitglied, wie alle anderen, der grossen Fechtfamilie der FGK. Dazu hatte er zwei Geschwister, Martina und Michael, die auch aktiv waren. Es war wichtig, dass alle immer gleichbehandelt werden.
Erinnerst du dich an deine erste Begegnung mit Max? Hast du sein Talent schon früh erkannt? Kannst du ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern?
Max ist mir am Anfang nicht speziell aufgefallen, weil er eher ruhig und zurückhaltend war. Bis ich eines Tages eine Reihe von Übungen gemacht habe. Max wurde aufgrund seines Alters von 7 Jahren in die Gruppe C eingeteilt. Diese Gruppe habe ich immer in Form einer Gruppenlektion trainiert. Damals war das Florett die Waffe der Kinder und Jugendlichen. Die Übung war so: ich habe eine zusammengesetzte Parade (z. B. Konter-Sixt + Quart + Konter-Quart), jeder Schüler musste mit seinem Florett die erforderlichen Bewegungen ausführen, ohne dass ich die Klinge berührte (Parade-Riposte Recht). Max, der Jüngste in der Gruppe, hatte als Erster die Lösung gefunden (Lösung: Kreis-Sixt Umgehung Finte + Umgehung Finte in die Quart + Kreis-Quart Umgehung Stoss). Die Ausführung ist «einfacher» als die Beschreibung!
Ein Spitzensportler wie Max braucht eine zuverlässige und ehrliche Entourage. Kannst du aus deiner Sicht kurz beschreiben, wie du das Training mit ihm damals erlebt hast? Und kannst du dich an eine Situation erinnern, die für ihn oder für dich schwierig war?
Ich habe Max «nur» als Kind trainiert und gekannt. Für mich ist immer die Gruppe wichtiger als die einzelnen Personen. Soweit ich mich erinnern kann, hat Max vom Anfang an «immer» gewonnen. Die einzige Schwierigkeit für mich war es, zwischen ihm und seinem Bruder Michael eine gute Balance auf sportlicher Ebene zu finden.
Kannst du Max aus deiner Sicht als Mensch und als Spitzensportler beschreiben?
Für mich ist Max bis heute der beste Schweizer Fechter (Fechterinnen inbegriffen) aller Zeiten (siehe seine Resultate). Persönlich war er mir gegenüber eher distanziert. Ich bin auch eine nicht einfache Person. Auf den Pisten war er für meinen Geschmack zu aggressiv. Er flirtete manchmal zu sehr mit dem Reglement. Er hatte sich ein Fechtstill angeeignet, der zu seiner Persönlichkeit passte. Taktisch war er sehr gut. Konditionell auch hervorragend und im Einzelwettbewerb mental stark. In der Mannschaft zeigte er manchmal Schwächen, die ich nicht nachvollziehen konnte.
Was waren besondere, unvergessliche Momente, die du mit Max in seiner jungen Karriere erlebt hast?
Es gab für mich lustige und weniger lustige Momente. Der lustige Moment war an der Schweizer Meisterschaften der Kadetten in Bern (wenn ich mich nicht täusche), wo er und Peer Borsky (mein Schüler) auf dem dritten Platz landeten.
«Ich hatte Peer befohlen, sich auf die Kiste der Drittplatzierten zu stellen und ganz nach vorne zu gehen, bevor Max sich dort breit machte. Gesagt, getan. Ich bitte Max um Verzeihung, aber es war wichtig für Peers Selbstwertgefühl!»
Weniger lustig war für mich, als Max im ZFC trainierte und bei Rolf Lektionen nahm. Max hatte sicher einen Grund für seine Entscheidung, leider hat er ihn mir damals nicht mitgeteilt. Später ist er dann nach Basel gegangen.
Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass Max zurücktreten will?
Das Max zurückgetreten ist, hat mich nicht überrascht! Obwohl ich denke, dass er noch vier Jahre bis zu den Olympischen Spielen in Los Angeles hätte weitermachen können. Meine Analyse: Max ist älter und Vater worden. Das hat seine Persönlichkeit beeinflusst und seine Resultate. Sein Fechtstil war körperlich zu anstrengend und entsprach nicht mehr seiner persönlichen Entwicklung. Eine Anpassung an seine Entwicklung wäre notwendig gewesen.
François – unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Was kannst du als erfahrener Maître den jungen Fechterinnen und Fechter für ihre Karriere raten? Und was wünschst du dir für Swiss Fencing?
Ich wünsche Max, dass seine Hoffnungen, Wünsche und Ideen realisiert werden. Swiss Fencing zu führen ist nicht einfach. Es muss immer ein erreichbares Ziel geben, damit die Menschen motiviert bleiben (oder werden). Das eine Ziel ist gegeben, nämlich eine (zwei wäre schön) Mannschaft für Los Angeles zu qualifizieren (Finanzen). Das andere, die SFV-Mitgliederzahl zu erhöhen (nur aus einer starken Basis kann die Spitze stark werden – Breitensport).
Meine persönlichen Wünsche:
- Den «kleinen» Fechtclubs mehr Aufmerksamkeit schenken – Mitgliederzahlen erhöhen, dort Talente suchen (Max ist ein gutes Beispiel).
- Weiterbildung für Trainer und Leiter anbieten. Früher war das im Rahmen von J+S möglich.
- Unterstützung der Bedeutung der Clubtrainer (wie sollen sie motiviert sein, wenn ihre besten Fechterinnen und Fechter oft nicht mit ihren Clubkollegen trainieren oder nicht regelmässig von ihnen trainiert werden – diese Abwesenheit schwächt auch die Clubs). Der Clubtrainer kennt seine Schüler am besten.
- Die Vielfalt der Schweiz nutzen (Deutschschweiz, Romandie und Tessin). Es gibt drei verschiedene Mentalitäten und Stile (das sollte eine Stärke sein – früher gab es dadurch mehrere Fechtstile). Meiner Meinung nach haben sich die Stile vermischt. Früher waren sehr gute Mannschaften (Damen und Herren) immer aus verschiedenen Fechtstilen und Personen zusammengesetzt.
- Bildung von kleinen Kadern. Es muss ein Verdienst sein, zum Kader des SFV zu gehören.
- Der SFV sollte mehr kommunizieren und informieren (Transparenz).
«Was ich jungen Fechterinnen und Fechter empfehlen würde – ganz einfach: Trainieren, trainieren und nochmals trainieren. Sich selbst immer wieder hinterfragen. Auf die Meinung von Trainern und erfahrenen Fechter/-innen hören und sich eine eigene Meinung bilden. Einen eigenen Fechtstil entwickeln.»
PS: Ich bin nicht ins Detail gegangen, sonst hätte ich zu viel schreiben müssen. Es ist «nur» meine Meinung und Überzeugung.
Walter Dähler
Firmgötti
Walti, du kennst Max schon sehr lange. Erinnerst du dich an deine erste Begegnung mit Max? Kannst du aus dem Nähkästchen plaudern?
Ich habe Max als vierjährigen Knirps in der Fechthalle kennen gelernt, der seinem grossen Bruder Michi nacheifern wollte.
Die ganze Familie Heinzer war sehr sportbegeistert und Trainer Smolinski war die treibende Kraft, sie für den Fechtsport zu begeistern – und damit den Grundstein für diesen schönen Sport zu legen.
«Max wollte schon früh Erfolg und liess auch Erwachsene im Regen stehen, die das nicht immer akzeptieren konnten und ihn grobschlächtig attackierten.»
Für mich hingegen war Max eine Bereicherung, von der ich profitieren konnte (obwohl auch ich gerne gewinne und mir das Verlieren schwerfällt).
Kannst du Max aus deiner Sicht als Mensch und Spitzensportler beschreiben?
Max ist trotz seiner Erfolge immer bescheiden geblieben, was für einen Weltmeister in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich ist.
Was waren ganze besondere, einprägsame Momente, die du mit Max während seiner Karriere erleben durftest?
Für mich sind auch die drei unglaublichen aufeinanderfolgenden Weltcupsiege in Bern sehr hoch einzuschätzen. Dass er vor seinem Rücktritt das Ziel Olympia in Paris nicht erreichen konnte, ist für ihn ärgerlich, aber er hat in seiner aktiven Zeit so viel erreicht und das ist doch die Hauptsache.
Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass Max zurücktreten will?
Gut, dass er dem Fechtsport treu bleibt.
Walti – unter dem Aspekt «Wandel»: Max ist nun Präsident von Swiss Fencing und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Was wünschst du ihm für die Zukunft? Und was wünschst du dir von Swiss Fencing?
Ich wünsche ihm viel Freude mit seiner jungen Familie, gute Gesundheit und in seinem neuen Amt als Präsident viel Erfolg und Durchhaltewillen.